Der Überlieferung nach wurde das Gnadenbild - Maria mit dem geneigten Haupt - von P. Dominicus, dem Prior des ersten Karmelitenklosters in Rom, im Jahr 1609 in einem alten Gebäude unter dem Schutt entdeckt. Das Bild wurde restauriert und gelangte an den Hof von München, später Wien. Dort wurde es von den Karmelitinnen verehrt, und auch Kaiser Ferdinand II. betete während der Schlacht am Weißen Berg 1620 vor dem Bild. Ferdinand schrieb später den Sieg der katholischen Truppen der Hilfe Marias zu. Während des Ersten Weltkriegs trug man das Bild in großen Prozessionen auch durch die Straßen Wiens zum Stephansdom. Tausende beteten vor ihm um Frieden. Auch Kaiser Franz Joseph vertraute auf die Hilfe Marias durch dieses Bild und ließ sich das Bild für ein Friedensgebet nach Schönbrunn bringen.
Bei dem Gnadenbild handelt es sich um ein Ölgemälde im Format 45 x 60 cm. Es stammt von einem unbekannten Meister italienischer Schule aus dem 15./16. Jahrhundert. Es zeigt die Gottesmutter im Brustbild mit leicht geneigtem Haupt, das 1931 gekrönt wurde.
Die Auffindung des Bildes
P. Dominikus, Prior des ersten Karmelitenklosters in Rom, Maria della Scala in Trastevere, besichtigte um 1609 einige alte Häuser, die man zum Ausbau des zweiten römischen Klosters Maria della Victoria erworben hatte, um nachzusehen, ob alle Türen verschlossen seien. Bei dieser Gelegenheit fand er unter dem Gerümpel das Marienbild.
Er brachte das schmutzige und beschädigte Bild in seine Klosterzelle, reinigte und renovierte es und behielt es in seiner Zelle zur persönlichen Verehrung. Eines Tages betete er vor diesem Bild und reinigte es mit seinem wollenen Taschentuch vom Staub. Da begann das Bild, so sagt die Legende, auf einmal gleichsam lebendig zu werden, die Gottesmutter lächelte ihm liebreich zu und neigte wie zum Dank ihr Haupt.
P. Dominikus hörte Maria Worte des Dankes für diese Aufmerksamkeit sprechen und vernahm auch die Frage, welche Belohnung er sich erhoffe. P. Dominikus war zutiefst erschrocken und fragte sich, ob er nicht einer Täuschung verfallen sei. Maria aber tröstete ihn und versicherte ihm, dass sie es sei, dass er sich nicht fürchten solle und dass sie seine Bitten als Belohnung für seine Liebe zu ihrem Sohn und zu ihr erhören werde. Und sie befahl ihm vorzubringen, wenn er noch etwas auf dem Herzen hätte. Nach diesen Worten der Gottesmutter bedankte er sich ganz demütig, gelobte seinen Dienst und empfahl ihr, der Mutter der Barmherzigkeit, sich selbst und seine Anliegen, darunter die Befreiung eines Verstorbenen aus dem Fegefeuer. Das Bild aber blieb so, wie P. Dominikus es nun gesehen hatte, das Haupt der Muttergottes blieb geneigt.
P. Dominikus zelebrierte für den Verstorbenen einige hl. Messen, verrichtete Gebete und gute Werke. Bald darauf wurde ihm die Befreiung dieser Personen aus dem Fegefeuer mitgeteilt und er vernahm, womit die Erscheinungen ihren Abschluss fanden, von Maria diese Worte:
„Allen denen, die mich in diesem Bilde andächtig verehren und ihre Zuflucht zu mir nehmen werden, will ich ihre Bitten gewähren und ihnen viele Gnaden schenken; besonders aber will ich die Gebete für die Erquickung und Befreiung der Seelen aus dem Fegefeuer erhören!”
Dominikus wollte nun dieses Bild nicht für sich allein haben und in seiner Klosterzelle verborgen halten, er ließ es mit Erlaubnis seiner Oberen in der Ordenskirche Maria della Scala in Trastevere in Rom auf einem Altar zur öffentlichen Verehrung aufstellen.
Das Bild in der Hofburg Wien
Nach dem Tod von P. Dominikus wandte sich Maximilian Herzog von Bayern, als er von der Existenz und der Geschichte dieses Gnadenbildes erfahren hatte, an den Orden in Rom, mit der Bitte, ihn das Bild sehen und verehren zu lassen. Man konnte dem großen Wohltäter diese Bitte nicht abschlagen. Frater Anastasius vom hl. Franziskus, durch 15 Jahre der treue Begleiter des P. Dominikus, brachte das Gnadenbild 1631 über die Alpen zum Kurfürsten nach München, wo ihm vom Bischof, den Münchner Karmeliten und dem Volk ein feierlicher Empfang bereitet wurde und es in der Karmelitenkirche zur Verehrung aufgestellt wurde.
Von München aus wurde das Bild im selben Jahr 1631 auf dem Schiffsweg auf der Donau nach Wien gebracht. Die Provinzoberen hatten den Entschluss gefasst, das Bild dem Kaiser leihweise zu überlassen. Kaiser Ferdinand II. war von Jugend an mit der Gottesmutter in tiefer Verehrung verbunden. Im Wissen darum und weil dieses Marienbild von P. Dominikus stammte, der vom Kaiser hoch geschätzt wurde (1629/30 lebte er als Berater des Kaisers in der Hofburg und war dort am 16. Februar 1630 verstorben), wurde ihm das Bild zum Zeichen der Dankbarkeit für die vielen und großen Wohltaten, die der Kaiser und die Kaiserin und das Haus Österreich dem Karmelitenorden erwiesen hatten (unter anderem die Stiftung der Karmelitenklöster in Wien, Prag und Graz), zur persönlichen Verehrung überlassen.
Der Kaiser war darüber sehr erfreut. Das Bild wurde in Gegenwart der beiden kaiserlichen Majestäten und des ganzen Hofes in Empfang genommen und in feierlichem Zug in die kaiserliche Residenz in die Hofburg gebracht und im Privatoratorium in der Hofkapelle auf dem Altar zur Verehrung aufgestellt. Das Kaiserpaar kam in allen Anliegen zu diesem Bild. Es nahm dieses Bild stets auf ihren Reisen mit, um des Schutzes der Gottesmutter sicher zu sein. Mehrmals erfuhr es außergewöhnlichen Schutz. Besonders zu erwähnen sind die Rettung aus Todesgefahr bei einem furchtbaren Sturm und Unwetter auf der Donau im so genannten „Pass des Todes“ bei Grein und bei der Aufdeckung einer Verschwörung.
Der Weg in die Karmelitenkirche Döbling
Als Kaiser Ferdinand II. am 15.2.1637 starb, zog sich die Kaiserinwitwe Eleonora in das von ihr gestiftete Kloster der Unbeschuhten Karmelitinnen in Wien am Salzgries zurück, um dort ihren Lebensabend zu verbringen. Das Gnadenbild nahm sie mit und lies es auf dem Hochaltar der Karmelitinnenkirche zur Verehrung aufstellen. Die Kaiserin hatte zu Maria in diesem Gnadenbild unbegrenztes Vertrauen. Ausserdem lies sie in der Karmelitenkirche in der Leopoldstadt einen kostbaren Marmoraltar errichten, fertigte mit eigenen Händen ein prachtvolles Antipendium und ein Messkleid an und verfügte im Testament, dass das Gnadenbild nach ihrem Tod in der Kirche der Patres zur Verehrung aufgestellt werde.
Am 27. Juni 1655 starb die Kaiserinwitwe. Sie wurde im Ordenskleid der Karmelitinnen in der Klostergruft der Schwestern beigesetzt. Schon am 10. Juli 1655 fand die Übertragung das Gnadenbildes in die Karmelitinnenkirche statt. Bei der Türkenbelagerung 1683 wurden der von ihr errichtete Altar und viele Votivgaben von den Türken zerstört, das Gnadenbild selbst aber in der Karmelitinnenkirche in der inneren Stadt in Sicherheit gebracht. Fürst Maximilian von Liechtenstein errichtete für die Karmelitenkirche 1702 einen neuen schönen Barockaltar.
1901 wurde das Gnadenbild in die neue Kirche in Döbling übertragen. Seit der Übersiedlung der Karmeliten war es in der Kapelle des Karmelitinnenklosters in Wien-Baumgarten aufbewahrt worden. Am 14. Oktober wurde es von dort überführt.
Der 15. Dezember 1901, der 3. Adventsonntag, war für die vorläufige Kirchweihe und die Feier der ersten hl. Messe ausersehen worden. Es wurden in der neuen Kirche zwei provisorische Altäre aufgestellt und darauf vor einem einfachen Vorhang, auf ihrem heutigen Platz, das Gnadenbild und das Prager Jesuskind zur Verehrung aufgestellt. Das Gnadenbild wurde am Nachmittag in einer Prozession aus der Wintersakristei zum auserwählten Platz in der Kirche übertragen.
1904 wurde das Gnadenbild wenige Tage nach der Aufstellung auf dem neuen Seitenaltar des kaiserlichen Schmuckes beraubt und sah nun wieder so aus, wie es aus Rom nach Österreich gekommen war. Eine besondere Bekanntheit und Hochschätzung erhielt es bei den großen Bittprozessionen nach St. Stephan in der Zeit des Ersten Weltkrieges.
Am 27. September 1931 erhielt es anlässlich der 300-Jahrfeier bei der Krönung im Auftrag des Papstes durch den Wiener Erzbischof Kardinal Gustav Piffl die heutige Form.